Skip to main content

Am Montagmorgen wurde ich von einem Kollegen kontaktiert. Er sagte, dass die MS ARTANIA einen Künstlerausfall hat und sie dringend jemanden brauchen, der einspringt. Sofort. Genauer gesagt: „Morgen geht der Flieger nach Reykjavik.“ Huch! Da braucht man keinen Kaffee, da ist man sofort wach 🙂

Ich überprüfte meinen Kalender, verschob zwei Termine beim Physiotherapeuten, buchte zwei Coachingtage in Suhl um und organisierte einen Hundesitter für die kommende Woche. Eine Stunde später unterschrieb ich den Vertrag digital und begann mit dem Packen. Island… Wow… Das letzte Mal war ich vor genau 13 Jahren dort und war total begeistert! In meinen Seminaren spreche ich oft über Island und wie faszinierend dieses Land für mich ist.

Also war die Entscheidung, diese spontane Sache anzugehen, leicht. Erstens reise ich gerne, zweitens stehe ich gerne auf der Bühne und drittens lerne ich gerne neue Menschen kennen. Also war das für mich eine Win-win-win-Situation. Während ich am nächsten Morgen um 4 Uhr früh die Wohnungstür hinter mir schloss, dachte ich noch darüber nach, wie dankbar ich bin, mit einem Partner zusammenzuleben, der solche spontanen Aktionen unterstützt. Ohne ihn wäre das alles nicht möglich.

Als ich auf dem Schiff ankam, spürte ich im ganzen Körper: Diese Aktion war richtig. Ich weiß zwar noch nicht warum, aber es wird hier toll sein. Es muss definitiv an Island liegen. Ja, das wird es sein. Aber das war es nicht.

Am zweiten Abend war es dann soweit. Ich durfte mit meinem Programm „Der Dativ und der Genitiv sind der Belgier seinem Tod“ auf die Bühne. Obwohl das Durchschnittsalter etwas über 70 liegt, war die Stimmung bombastisch. Das großartige Gefühl von der Bühne wurde am nächsten Tag noch verstärkt durch die vielen Passagiere, die mir Lob aussprachen. Und dann kam diese junge Frau auf mich zu. Ich erkannte sie tatsächlich sofort.

Vor zwei Jahren saß sie weinend bei mir in einem Seminar für Langzeitarbeitslose und wusste nicht mehr weiter. Gemeinsam haben wir nach Lösungen gesucht. Eine der wichtigen Themen war die Definition von Träumen und Zielen. Island. Sie wollte immer schon einmal nach Island. Wir fühlten uns verbunden und sprachen in den Pausen oft über dieses tolle Land.

Zwei Jahre später treffe ich sie nun auf einem Kreuzfahrtschiff in Island wieder. Sie hatte nach dem Seminar eine Vollzeitstelle bekommen und – wie wir es in unserem Plan besprochen hatten – fleißig jeden Monat gespart, um ihren Traum wahr werden zu lassen. Zufall? Ich denke nicht.

Tom