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Wer mich kennt, weiß, dass ich viel Energie habe. SEHR viel Energie! Also, nun ja, zu viel Energie!

Für mein Umfeld ist das manchmal richtig anstrengend… Für mich übrigens auch. 🙂 Und dennoch würde ich diese Eigenschaft nicht aufgeben wollen. Warum, erzähle ich euch hier.

Lassen Sie mich mit dem Negativen beginnen, denn man sagt ja, man solle immer mit etwas Positivem enden.

Neben einem Überschuss an Energie äußert sich ADHS bei mir in Konzentrationsstörungen, Ruhelosigkeit, schlechter Impulskontrolle und sichtbaren nervösen Tics. Letztere haben mir schon einige Male Probleme bereitet, denn früher traten diese Tics alle im Gesicht auf. Ich verdrehte die Augen, zog die Nase hoch, öffnete den Mund weit und spannte meinen Hals an. Das sind Dinge, für die man nicht sofort eine logische Erklärung hat, wenn man dabei erwischt wird. 🙂

Augenverdrehen war zum Beispiel noch nie ein respektvolles Zeichen in einem Gespräch.

Und den Mund weit aufsperren konnte ich damals nur verbergen, indem ich übertrieben gähnte. Auch nicht ideal, wenn man gerade jemandem zuhört.

Als Kind habe ich natürlich sehr darunter gelitten, denn ich wurde in der Schule richtig gehänselt. So sehr, dass ich mich in den Pausen immer auf der Toilette versteckte. Ich hatte keine Lust, jeden Tag den gleichen Satz zu hören: „Du bist so komisch!“ Nun gut, das stimmt nicht ganz. Ich bin natürlich in Belgien zur Schule gegangen, also hörte ich eher: „Gij zijt ne rare!“

Deshalb habe ich in meiner Pubertät gelernt, meine Tics an Orten abzulenken, wo man sie nicht so stark sieht. So kneife ich mir heute regelmäßig die Pobacken zusammen. Oder überdehne meine Knie. Ich drücke meine Zehen fest in den Boden… solche Dinge eben. Aber wenn ich richtig gestresst und alleine bin, lasse ich natürlich die alten Klassiker heraus.

An guten Tagen habe ich etwa 20 Tics pro Minute. An schlechten Tagen 60. Wie ich bereits sagte: Es ist auch für mich anstrengend. Es ist, als würde ich ein zweites Leben im Körper führen. Ein zweites Leben, das man niemandem so richtig erklären kann. Und wenn man es doch tut, schauen die meisten Menschen recht verstört.

Aber hey… Es gehört zu mir, es macht mich aus, und ich trage diesen Stein nicht auf dem Rücken, sondern ich hebe ihn hoch. So hoch, dass ihn jeder sehen kann. Jeder darf wissen, womit ich jeden Tag kämpfe. Und ja, ich bin sogar stolz darauf. Denn wenn ich es nicht erzählen würde, würde es keiner sehen (außer meinen Eltern, die mich zu gut kennen).

Warum möchte ich diese Eigenschaft nicht aufgeben und warum nenne ich sie keine Krankheit?

Ganz einfach. Es gibt zwei Möglichkeiten, mit Problemen umzugehen. Man kann sie auf dem Rücken tragen und darunter leiden. Oder man kann daraus lernen. 

Man kann sich anpassen oder das Problem sogar überwinden. Mit unserem Mindset, unseren Gedanken und unserer Lebenseinstellung können wir viel mehr erreichen, als die meisten Menschen glauben. Das Akzeptieren und einen Platz für meine Tics finden, hat mir gezeigt, wie willensstark ich bin und vor allem, wie stark ich sein kann. Es löst sogar meine anderen Probleme, weil ich auf meine Erfahrungen und mein Selbstbewusstsein zurückgreifen kann. Damit helfe ich nicht nur mir selbst, sondern merke auch, dass ich vielen anderen Menschen helfen kann. Die vielen Steine, die mir auf meinem Lebensweg begegnet sind, trage ich nicht in einem schweren Rucksack. Nein, ich stapel diese Steine und nutze sie als Treppe. There’s only one way, and that’s UP!

Euer Duracel Kaninchen, Tom