Als kleiner Junge habe ich mir mal eine Liste gemacht mit Sachen, die ich im Leben erreichen wollte. Bis 20, bis 30, bis 40 und bis 50. Weiter brauchte ich nicht zu planen, denn ab 50 bist du für einen 13-Jährigen schon fast tot. So oder so ähnlich hat mein Pubertätsgehirn gedacht. Doch ich habe mittlerweile festgestellt, dass man mit 50 bestimmt noch genauso viel Spaß haben kann wie mit 13 – nur mit mehr Erfahrung und weniger Pickeln.
Jedenfalls wollte ich es als Künstler bis ich 30 bin, mal auf einem Kreuzfahrtschiff geschafft haben. Denn als Teenie sind wir mal mit einer Nachtfähre von Calais nach Dover gefahren, und dort lernte ich einen Barpianisten kennen, der dort jeden Abend spielte. Das klang nach meinem perfekten Job – ein bisschen Piano, ein bisschen Seeluft schnuppern, und voilà, das Leben ist ein Song!
Und wenn der Belgier sich was im Kopf setzt, wird das auch gemacht! Also bewarb ich mich Ende 2008 bei der AIDA als Solist im Showensemble. Ein paar Monate später fing ich an zu proben, und im Juni ging es dann auf die AIDA Luna. Kanaren und Mittelmeer. Ich war entzückt! Abgesehen von den tollen Zielen, lernte ich auf diesem Schiff einige Freunde fürs Leben kennen, mit denen ich fast jede Woche telefonisch Kontakt habe. Ich lernte auf dem Schiff auch, dass es durchaus möglich ist, dass verschiedene Nationalitäten auf einer begrenzten Fläche friedlich zusammenleben können. Eine Erfahrung, die mir bis heute blauäugig glauben lässt, dass es die Menschheit irgendwann hinkriegen kann. Aber davon sind wir leider im Moment meilenweit entfernt. Vielleicht sollten alle Menschen mal auf einem Schiff arbeiten. 🙂
Nach 2 tollen Verträgen wollte ich etwas häufiger an Land sein, um mehr Kontakt zu Familie und Freunden zu haben. Doch es zog mich immer wieder aufs Wasser. Mal als Music Manager, mal als Chorleiter (darüber könnte ich noch 3 weitere Belgier-Blogs schreiben :)) Doch irgendwann kam dann der Sechser im Lotto: GASTKÜNSTLER auf der Mein Schiff Flotte.
Als Gastkünstler bist du an Bord für 2 bis 3 Wochen und hast alle Vorteile eines bezahlenden Gastes. Und hier kommt der Clou: Ich zahle nicht nur nichts, sondern werde sogar dafür bezahlt! Die Balkonkabine und das All-Inclusive machen es rund.
Das ist für mich die ideale Abwechslung zum stressigen Tourleben an Land als Coach und Kabarettist. Ein bisschen wie Urlaub, den ich mir so 3 Mal im Jahr gönne. Und jetzt sitze ich hier (nach 2 Monaten Tourleben) im Dezember bei 28 Grad an einer Poolbar in Dubai und schreibe diesen Blog. Heute Abend spiele ich mein Soloprogramm „Der Dativ und der Genitiv sind der Belgier seinem Tod“. Siehste…. Keine Angst mehr vor der 50. Nur noch vor der deutschen Grammatik.
Liebe Grüße
Euer Matrose, Tom