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Erzogen wurde ich von einem Vater der über alles immer Witze macht und einer Mutter mit schweren Depressionen. Kein Wunder also, dass sich meinen beruflichen Weg wie eine gespaltene Persönlichkeit anfühlt. 🙂

Mein Alltag besteht darin, tagsüber als Coach Menschen weiterzuhelfen und abends als Comedian auf der Bühne zu stehen. Die beiden Berufe könnten nicht unterschiedlicher sein und doch verbindet sie mehr als man denkt; Meine Vergangenheit! Die Stimmung zu Hause war oft angespannt, und es fühlte sich an, als müsste man ständig auf Eierschalen laufen. Meine Mutter brach oft in Tränen aus, ohne ersichtlichen Grund, und als Kind fragte ich mich, warum es mir nicht gelang, sie glücklich zu machen. Humor wurde meine Rettungsleine.

Später hat sich eine ehrliche, direkte Kommunikation als Befreiung für meine Mutter herauskristallisiert. Die Themen offen anzusprechen war für sie irgendwie befreiend. Ohne Wertung. Ohne erhobenen Zeigefinger.

Am Anfang war das nicht leicht für mich, denn als energiegeladener Jungspund dachte ich ständig: „Warum gehst du nicht einfach raus? Mach etwas, das dir Spaß macht!“ Aber so einfach funktioniert es nicht bei Menschen, die mit Depressionen kämpfen. Sie wissen oft, was sie tun sollten, aber es fehlt die Kraft. Der Ablauf im Gehirn überlagert häufig die Fähigkeit, Positives zu sehen.

Um es in einer bereits bekannten Bildsprache zu erklären: Das Glas war bei meiner Mama nie halbvoll. Es war aber auch nie halbleer. Für sie war das Glas voller Milch, und sie war laktoseintolerant.

Ein Beispiel: Mitten in der Pandemie öffneten sich die Grenzen, und ich durfte meine Familie in Belgien besuchen. Ein Fest! Wir haben gemeinsam gegessen, getrunken, gelacht, gesungen und Spiele gespielt. Nach diesem wunderschönen Tag räumte ich mit meiner Mutter die Küche auf und sagte: „War das nicht schön, dass alle zusammengekommen sind!“ Ihre Antwort: „Ja, aber die Kartoffeln waren angebrannt.“ Unverständlich für mich, aber für sie ein Automatismus.

Sie hat sich wohl gefühlt in ihrem Unwohlsein. Ich weiß, dass das verrückt klingt, aber genau so war es! Sie kannte diese Negativität ihr Leben lang. Und was die Menschen kennen, fühlt sich unbewusst komfortabler an, als das, was sie nicht kennen. Auch wenn es uns nicht gut tut.

Das sind nur Einblicke in die Probleme, aber wie gehen wir damit um, wenn wir jemanden im Umfeld haben, der mit Depressionen kämpft? Erstens ist es wichtig, sich selbst zu schützen. Zum Glück habe ich schnell erkannt, dass ich nicht für meine Mama verantwortlich war; ich bin nur zu 100% für mich selbst verantwortlich. Und auch ich habe mir manchmal etwas Abstand gegönnt oder habe Kontra gegeben, wenn sie unzurecht ausfällig wurde.

Zweitens muss man Depressionen nicht verstehen. Als positiv eingestellter Mensch konnte ich die Gedanken meiner Mutter nie nachvollziehen, aber ich habe sie akzeptiert. Ich sprach mit ihr ohne Be- oder Verurteilung und verzichtete auf den erhobenen Zeigefinger, auch wenn das manchmal schwerfiel.

Zu guter Letzt breche ich eine Lanze für das Auflösen des Tabus rund um Therapie. Ich höre oft: „Ich bin doch nicht verrückt! Ich brauche keinen Psychologen!“ Solche Aussagen sind gefährlich. Meiner Meinung nach kann jeder mal einen Besuch beim Psychologen gebrauchen. Ein guter Psychologe gibt keine Anweisungen, sondern hilft dir, selbst darauf zu kommen. Nur so funktioniert es.

Das war mal wieder ein kleiner Einblick in meine Welt des Lebens. Diesmal mit einem etwas schwierigerem Thema. Ich hoffe, ihr findet darin etwas, das euch inspiriert oder euch das Gefühl gibt, nicht allein zu sein. Bis zum nächsten Mal! 🌟